Ein Paradiesvogel in St. Josef

Ernst Willenbrink hat es geschafft. Er wurde zum Priester geweiht und übernimmt jetzt, mit 58, in Oer-Erkenschwick seine erste eigene Pfarrei.

Ernst Willenbrink ist eine Frohnatur. Sein Leben gestaltet er positiv. Und seine lebensbejahende Einstellung strahlt aus. Im Gottesdienst und außerhalb des Gotteshauses.
Der spätberufene Pfarrer war im ersten Leben Filialleiter bei C&A. Und das verwundert nicht. Er ist farbenfroh und modisch gekleidet; unter seinem Talar schauen schonmal rote oder grüne Schuhe hervor. Ernst Willenbrink versprüht meistens gute Laune und fährt einen sportlichen grünen Alfa Romeo. Der Pfarrer sitzt gerne im Café und beobachtet Menschen, zu Hause backt und kocht er mit Leidenschaft. Kurz: Er ist anders als man sich gemeinhin einen Pfarrer vorstellt. Ein cooler Typ mit einer göttlichen Botschaft, die von Herzen kommt.

So abwechslungsreich wie seine Kleidung, so bunt ist auch seine Biografie. Ernst Willenbrink stammt aus der Soester Börde, wo er mit vielen Geschwistern groß wurde. Die Eltern betrieben einen Getreidehandel, ein Lebensmittelgeschäft, eine Kneipe und eine Tankstelle. Der Patenonkel war bei C&A und holte seinen Neffen ins Unternehmen. Ernst Willenbrink lag es, auf die Kunden zuzugehen, zu erspüren, was sie wünschen, ihnen etwas zu empfehlen.
Als er bei einer großen Entlassungswelle seinen Job verlor, da hörte Ernst Willenbrink auf sein Herz. Der überzeugte Christ wurde erst Diakon, dann Priester.
„Das Studium zum Priester mit Anfang 47 ist mir ganz schön schwer gefallen“, sagt er. Als Erwachsener wieder zu lernen und Prüfungen abzulegen, das ist eine Herausforderung.

Doch Ernst Willenbrink hat es geschafft. Er wurde zum Priester geweiht und übernimmt jetzt, mit 58, in Oer-Erkenschwick seine erste eigene Pfarrei. „Die Menschen haben mich hier herzlich begrüßt und ich werde mich mit Hertzblut engagieren.“ Ein Leben in Oer-Erkenschwick, zwischen Ruhrgebiet und Münsterland, sagt dem naturverbundenen Stadtmenschen zu. Mal chillen im Café, mal wandern im Wald. Und dabei immer modisch. Immer positiv.