Die größte deutsche Ausstellung rund um Kirmes- und Zirkuswelten in Oer-Erkenschwick ist ein großes „Familientreffen“.
Es blinkt und dreht sich auf den Tischen in zwei Sälen des Stimbergpark-Hotels. Riesenrad, Break Dance oder Geisterbahn – 40 Modellbauer aus ganz Deutschland, Frankreich und den Niederlanden zeigen einmal im Jahr die faszinierenden und klingenden Ergebnisse mühevoller Kleinarbeit in den heimischen Hobbyräumen. In über 20 Jahren hat sich die Circus & Kirmes Modellbau Ausstellung in Oer-Erkenschwick mit ihren regional unterschiedlichen Kirmeswelten und berühmten Zirkussen zur erfolgreichsten in Deutschland entwickelt. Dabei ist es wie ein großes internationales Familientreffen – Modellbau-Fan Marco kam sogar für einen Tag aus Texas. „Man ist drei Tage lang zusammen, hat dieselbe Leidenschaft, tauscht sich aus.“
Stephan Hirschfeld ist seit 2006 dabei und hilft bei der Organisation. Seine Kirmeswelt „Wahnsinn in 1:87“ besteht aus 20 mit Fahrgeschäften und Kirmesbuden bebauten Platten. Auf einer Gesamtfläche von sechs Quadratmetern finden sich allein 6.000 Figuren und 50.000 Leucht-Dioden. „Bauzeit zehn Jahre und immer unvollendet“, lacht er. Der funkelnde Musikexpress aus den 60er Jahren von Frank Müller steht im Original jedes Jahr auf der Oer-Erkenschwicker Kirmes. Die Faszination Volksfest – egal ob Original oder in Miniatur– verbindet Aussteller und Besucher. Viele sind Stammgäste. Hobby-Bastler Peter Doppelstern bewundert mit Enkel Finn die filigranen Modelle und die Liebe zum Detail.
Das Besucherpärchen Rares Hiemesch und Hannah Hasenbach hat sich 2011 auf dem Original des „Happy Sailor“ 2011 auf Crange kennen und lieben gelernt – als er die Fahr-Chips einsammelte. „Er hatte so schöne Hände, da wusste ich, den muss ich haben“, strahlt die Besucherin der Circus& Kirmes Modellbau Ausstellung.
Welten unter Glashauben
Markus Hawener aus Datteln ist seit 40 Jahren im Modellbau. Vor zehn Jahren hat der 53-Jährige sein Hobby zum Beruf gemacht und verkauft als Händler selbst gefertigte Aufbauten für Feuerwehrautos. Er gehört zu den Pionieren des 3D-Drucks – er konstruiert und druckt auch auf Wunsch. Als Aussteller zeigt er Miniaturwelten unter einer Glashaube. Der Waltroper Conny Pust ist einer der Gründer dieser zauberhaften, inzwischen 23. Ausstellung. Mit vielen Kollegen teilt er die Liebe zum Zirkus. Die Traditions-Unternehmen Krone, Charles Knie, Roncalli sind in Oer-Erkenschwick in Miniatur zu bestaunen – beeindruckende Abbildungen der Originale. Ein französischer Aussteller ist für seinen Zirkus Sarrasani sogar eigens nach Berlin gefahren, um dort die Originalfarbe für die Modellfassade zu bekommen.
Conny Pust hat seinen ruhrgebietstypischen Zirkus der 80er Jahre vor vier Jahren gebaut. Auch die Fassade des Circus Carl Althoff ist in seinem Keller entstanden. „Als Ausgleich zum Beruf auf der Zeche Waltrop.“ Auch Sohn Christoph ist infiziert. Jetzt pausiert der 67-Jährige mit dem Basteln. Das Hobby kostet Zeit und Geld. Dennoch tragen alle Familien in der Szene das faszinierende Hobby mit. Einheitlicher Tenor, so der Waltroper schmunzelnd: „Ist besser, als wenn man in die Kneipe geht.“