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Lebendige Geschichte
Peter Thamm, Museumskoordinator des Bergbaumuseums, führt die Besucher zurück in alte Zeiten. Foto: Volker Beushausen

Lebendige Geschichte

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Jennifer von Glahn

Mit jedem Atemzug fühlt man hier die Seele des Bergbaus. Das Bergbaumuseum in Oer-Erkenschwick.

Betrieben von einem Team aus Ehrenamtlichen, ist das Museum weit mehr als ein Ort, an dem Exponate ausgestellt werden. Es ist ein lebendiges Denkmal, das die Erinnerungen an eine prägende Ära dieser Region bewahrt – und dabei die Geschichten der Menschen erzählt, die den Bergbau zu einem Teil ihrer Identität gemacht haben. „Alles, was wir hier machen, kommt von Herzen“, erklärt Volker Seemann, der zweite Vorsitzende. Und genau das spürt jeder Besucher, der durch die Ausstellungen streift oder an einer der Führungen teilnimmt.

Der Verein zählt über 400 Mitglieder, und die meisten der Ehrenamtlichen haben selbst jahrzehntelang unter Tage gearbeitet. Sie kennen den Bergbau nicht aus Büchern, sondern aus eigener Erfahrung. „Wir wollen zeigen, wie der Bergbau wirklich war. Deswegen haben wir dieses Museum 2001 ins Leben gerufen“, ergänzt Peter Thamm, der als Museumskoordinator dafür sorgt, dass die Atmosphäre stimmt. Das Museum befindet sich in der ehemaligen Ausbildungsabteilung des Bergwerks Haard, das Teil der Zeche Ewald Fortsetzung war. Hier, wo einst Lehrlinge für die Arbeit unter Tage vorbereitet wurden, riecht es noch heute wie damals in 800 Metern Tiefe – nach Staub und Kohle.

Ein Museum, das lebt

Andreas Möller, einer der beiden Grubenführer, beschreibt es treffend: „Hier ist nicht alles aufgeräumt und geputzt. Es sieht aus wie damals, und das macht es so authentisch.“ Tatsächlich ist das Museum ein Ort, an dem man den Bergbau mit allen Sinnen erleben kann. Besucher folgen den Spuren der Kumpel durch eine Kohlenabholstrecke in einem nachgestellten Streb.

Doch das Museum bietet mehr als Technik: Es erzählt auch vom Leben der Bergleute. In der detailgetreu eingerichteten Bergmannswohnung aus den 1950er-Jahren fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Der angrenzende Knappensaal beherbergt Ausstellungsstücke, darunter über 250 Grubenlampen und Werkzeuge, die den Alltag der Bergleute prägten. Viele dieser Exponate stammen aus Spenden von Privatpersonen, die dem Museum ihre Erinnerungsstücke anvertrauen.

Ort der Begegnung

Jährlich zieht das Bergbaumuseum mehrere Tausend Besucher an. Die Grubenführer, darunter Andreas Möller, teilen nicht nur Fakten, sondern auch ihre persönlichen Geschichten. „Das macht die Besuche so besonders – wir erzählen von unserem Leben unter Tage“, sagt er mit einem Lächeln. Ein Highlight des Museums ist die Möglichkeit, unter Tage zu heiraten. Seit dem 5. Mai 2005 ist das Museum eine offizielle Traustelle der Stadt. Über 350 Paare haben sich seitdem in dieser außergewöhnlichen Kulisse das Ja-Wort gegeben.

Schatz für die Region

Das Bergbaumuseum in Oer-Erkenschwick ist nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch ein Symbol für die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Geschichte. „Der Bergbau hat diese Region geprägt, und wir wollen, dass das nicht verloren geht“, erklärt Volker Seemann.

Info
Bergbau- und Geschichtsmuseum OER

Am Ziegeleitor
45739 Oer-erkenschwick

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