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Schlaflos im Winter

Schlaflos im Winter

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: _Redaktion _RDN

Päppeln, pflegen, von Parasiten befreien: Sylvia Birk kümmert sich um Igel in Not.

Winterschlaf? Das ist nichts für Sammy und seine kleinen Artgenossen. Mit ihren nicht mal 300 Gramm wiegen sie viel zu wenig, um in den typischen Ruhemodus zu gehen. „Ein Gewicht von 700 bis 800 Gramm wären dafür optimal“, sagt Sylvia Birk, die zurzeit 23 stachlige Jungtiere betreut. Unterstützt von ihrem Mann Ingo ist die 58-Jährige für das Tierheim Oer-Erkenschwick im Einsatz. Unter anderem für Igel in Not. „Einige von ihnen müssen nicht nur gefüttert, sondern außerdem gegen Parasiten behandelt
werden“, so die erfahrene Igelpflegerin.

OP-Handschuhe zum Schutz, ein vorsichtiger Griff um den Bauch – die Tierfreundin hat den Bogen raus und bisher noch jedes der Stachelwesen auf die Hand bekommen. Zwar sind Igel in Deutschland nicht unmittelbar bedroht, aber ihr Bestand ist deutlich zurückgegangen: „Alltagsgefahren wie Mähroboter machen Igeln zunehmend das Leben schwer.“

Stachelige Sensibelchen

Sind die in den warmen Monaten nachtaktiven Vierbeiner tagsüber unterwegs, ist das bereits ein schlechtes Zeichen. Verletzungen, Dehydrierung, Madenbefall – Neuzugänge schaut sich die Igelpäpplerin vorab ganz genau an und tut ihr Möglichstes, um die Tiere zu retten: „Jeder Igel zählt.“ Seit einigen Jahren lassen die milden Temperaturen die Winterschläfer nicht mehr recht zur Ruhe kommen. „Dabei ist die lange Phase, die sie schlafend verbringen, wichtig für sie“, betont Sylvia Birk.

Die stacheligen Insektenfresser finden zu dieser Zeit draußen kein Futter. Sie überleben nur, weil sie sozusagen auf Energiesparmodus schalten: Stoffwechsel und Körpertemperatur gehen deutlich herunter. Kein Igel schläft den Winter komplett durch. Doch bei zu häufigen Wachphasen werden die Fettreserven vorzeitig verbraucht. Das
Tier stirbt, bevor sich die Narungssuche erneut lohnt. Drinnen bei Sylvia Birk leben die kleinen Einzelgänger allein oder maximal zu Plastikkisten. Im geräumigen Außengehege bieten Holzhäuschen den Igeln Schutz, deren Fettpolster bereits für den Winterschlaf reicht. Stroh, Laub und Äste liegen bereit, um es sich so richtig gemütlich zu machen.

Ein paar der Bewohner haben bereits einen Unterschlupf gebaut und sich eingekuschelt, andere sind noch aktiv. Sylvia Birk stellt regelmäßig frisches Wasser und Futter bereit: „Zu dieser Jahreszeit sind getrocknete oder lebende Mehlwürmer sowie hochwertiges getreidefreies Katzentrockenfutter das Beste“, erklärt die Igel-Expertin. Bei ihren
täglichen Kontrollen sieht sie: „Wird gefressen, ist zumindest ein Teil meiner kleinen Gäste noch wach.“

Ziel des Aufenthalts in der Päppelstation ist immer die Auswilderung. Für die gesunden Tiere ist es im nächsten Frühjahr soweit. Sylvia Birk freut sich über ihr „großes Netzwerk an Kümmerern – Menschen mit Garten, die noch eine Weile im Außengehege weiter päppeln.“ Anschließend geht es in die Natur. Die große Bitte der Igelfreundin:
„Versuchen Sie nicht alleine, einen Igel zu versorgen!“ Auch wenn es gut gemeint ist – wenn man sich nicht auskennt, geht zu viel schief. Ihr Rat: „Immer eine erfahrene Igelpflegestation suchen und um Hilfe bitten.“


Igelschützerin Sylvia Birk
Igelschützerin Sylvia Birk
Igelschützerin Sylvia Birk
Igelschützerin Sylvia Birk
Igelschützerin Sylvia Birk
Igelschützerin Sylvia Birk

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