Zum Inhalt springen
Schritt in die Veränderung
Foto: Marco Stepniak

Schritt in die Veränderung

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Dinah Bronner

Glücksspiel, Alkohol, Medikamente, Gaming – jeder Weg aus der Sucht beginnt mit einem ersten Schritt. Marion F.* hat ihn geschafft. Sie wandte sich an die Fachstelle Sucht in Herten.

„Es drehte sich alles nur noch um Geheimhaltung. Mein typischer Alltag war geprägt von Lügen und der Angst aufzufliegen, obwohl die Menschen um mich herum längst wussten, was mit mir los war.“ Marion war über zehn Jahre alkoholabhängig. Mithilfe einer ambulanten Reha bei der Fachstelle Sucht in Herten schaffte sie vor zwei Jahren die entscheidende Kehrtwende. „Die erste Überwindung war bis heute das Allerschwerste: sich einzugestehen, dass man ein Problem hat und sich an jemanden wenden muss – ich hatte einen Kloß im Hals, als ich damals den ersten Schritt durch die Tür tat.“

Im eigenen Umfeld bleiben

„Es ist normal, dass der erste Schritt die größte Anstrengung erfordert“, sagt Angela Buschmann-Rorowski, Ansprechpartnerin in der Fachstelle Sucht in Herten. „Doch wenn der getan ist, gewinnen unsere Klientinnen und Klienten schnell an Vertrauen.“ Einmal angekommen, starte das Programm behutsam und schrittweise. In den ersten Begegnungen unterhalte man sich und diagnostiziere sorgfältig die Problematik, weitere Schritte werden gemeinsam besprochen. „Unser Programm umfasst eine vollständig begleitete, ambulante medizi­nische Rehabilitation, bestehend aus professioneller Diagnostik, Therapie mit ärztlicher Begleitung und Nachsorge. So können Menschen, ohne ihren Beruf und ihr gewohntes Umfeld aufgeben zu müssen, nachhaltig rehabilitieren.“ Ein Angebot, das besonders von Erwerbs­tätigen und Menschen mit Pflegefällen in der Familie in Anspruch genommen wird. „Wir haben eine hohe Erfolgsquote“, erklärt Angela Buschmann-Rorowski.

„Ich habe früher bei der Arbeit vieles über mich ergehen lassen, weil ich
immer dachte, ‚wenn ich alles mache, sagen die anderen nichts gegen mich und meine Launen‘“, erinnert sich Marion heute. Restalkohol mache aufgrund der Entzugserscheinungen sehr reizbar, erklärt Buschmann-Rorowski. Dazu kämen Schwitzen, Zittern und Schlaf­losigkeit. „Jetzt gehe ich ganz anders durchs Leben. Ich habe gelernt mich abzugrenzen und zu sagen, wenn ich etwas nicht machen möchte“, sagt Marion. „Ich muss mich nicht mehr hinter Lügengebilden verstecken.“ Für solche Fortschritte sei der therapeutische Ansatz entscheidend: „Ich habe in der Therapie viel über mich gelernt. Ich habe mich mit meiner Vergangenheit auseinandergesetzt und gelernt, Auslöser zu erkennen, um mich zu regulieren. Auch mein privates Umfeld geht jetzt anders mit meiner Krankheit um.“ Sowohl Individuelle Verhaltenstherapie als auch Gruppensitzungen mit Super­vision werden in der Fachstelle Sucht angeboten. „Am Ende wollte ich meine Sitzungen gar nicht mehr verlassen, so sehr habe ich meine Gruppe geliebt“, erzählt Marion schmunzelnd.

Offene Atmosphäre

„Dies ist natürlich so gewollt“, erklärt Angela Buschmann-Rorowski.
„Gemeinschaft und Vertrauen wirken sich wesentlich auf unsere Erfolge aus.“ Während Corona habe man zudem das digitale Angebot erweitert. „Wir haben neben den bereits be­stehenden Präsenzgruppen das Angebot einer Online-Selbsthilfegruppe entwickelt, die sich regelmäßig donnerstags um 19 Uhr per Videokonferenz trifft und auch offen für Neuaufnahmen ist. Der Kontakt kann über uns hergestellt werden.“ Die Absicht, etwas zu ändern, reiche für den Anfang aus, wenn man sich an die Suchtberatungsstelle in Herten wende. „Das ist der erste Schritt. Es geht nicht immer nur um Abstinenz und dauerhaften Verzicht, manchmal reicht es auch aus, die dahinter­stehenden Trinkmotive zu klären und dadurch das Trinkverhalten zu verändern.“

Die Fachstelle Sucht in Herten mit Ansprechpartnerin Angela Buschmann Rorowski ist im Wesentlichen auf die Rehabilitationsbehandlung bei legaler Suchtmittelabhängigkeit spezialisiert.  | Foto: Marco Stepniak

 

 

 

 

 

Info
Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen Rehabilitationsbehandlung

Die Hertener Fachstelle Sucht ist eine Einrichtung des Diakonischen Werks im Kirchenkreis Recklinghausen.

Angela Buschmann-Rorowski
a.buschmann-rorowski@diakonie-kreis-re.de
www.diakonie-kreis-re.de

Artikel teilen:

Mehr aus Ihrem Vest: