Mehr kann ein echter Ureinwohner auch nicht wissen! Ulrich Müter kennt sich aus in der Geschichte der Stadt. Auf Rundgängen durch Rapen brachte Heimatforscher Ulrich Müter Menschen miteinander ins Gespräch.
Mehr kann ein echter Ureinwohner auch nicht wissen! Ulrich Müter kennt sich aus in der Geschichte der Stadt. Einmal angesprochen ist der 86-Jährige kaum zu stoppen. Er kennt die historischen Höfe und die Grenzen der Bauerschaften, hat sich damit beschäftigt, wie die Industrialisierung die einst ländliche Region veränderte. Ursprünglich kommt Ulrich Müter aus Marl. Die Ehe mit seiner Christel hat den Elektronik-Ingenieur im Oer-Erkenschwicker Osten verwurzelt und zum Rapener aus Leidenschaft gemacht. Beruflich baute er eine Firma für die Konstruktion von Messgeräten für Radio- und Fernsehtechnik auf. In seiner Freizeit hat er die Tiefen des Stadtarchivs ausgelotet, alte Akten eingesehen, Geschichte und Geschichten zusammengetragen. Wissen, dass er gerne mit anderen teilt.
„Vor mehr als zehn Jahren suchten die Stadt und die örtliche Caritas nach Menschen, die aus der Vergangenheit berichten können“, erinnert sich der Heimatforscher. Der richtige Mann dafür: Ulrich Müter. Viele Jahre lang hat er Interessierte auf Rundgänge durch Rapen mitgenommen. „20 Leute kamen schnell zusammen, viele waren mehrere
Male dabei“, hat er festgestellt. „Spaziergänge mit Aha-Effekt“ nennt er diese Veranstaltungen. Denn die Ortsgeschichte ist vielen längst nicht mehr präsent. Ulrich Müter dagegen kennt das alte Haus, in dem damals eine Dampfmaschine betrieben wurde. Er weiß, warum es ausgerechnet in Rapen so viele Schafherden gab, wo die kleine Wasserburg Gutacker lag und wie es ihren Bewohnern im Laufe der Jahrhunderte erging.
Themen anstoßen
Nie lief Ulrich Müter bei den Touren wie ein Stadtführer vorneweg. „Ich war stets mitten in der Gruppe“, sagt er, „so kommt man am besten ins Gespräch.“ Für den Heimatforscher eine schöne Erfahrung. „Auf diesen Rundgängen fand menschliche Nähe statt“, so Ulrich Müter, „wunderbar ungeordnet wie bei einer Kaffeegesellschaft!“ Ist erst einmal ein Thema angestoßen, erzählt am Ende jeder etwas und alle tauchen gemeinsam in die Geschichte ein. Ein Ort aus der Rapener Vergangenheit beispielsweise, an den sich die älteren Oer-Erkenschwicker gern erinnern: Der Teich in der Krikedill, dem kleinen Tal zwischen Steinrapener Bach und Krikedillweg an der Schachtstrasse.
Dille bedeutet Vertiefung, Kriekenten sind kleine Wildenten“, erklärt Ulrich Müter den Namen. „Ausgehoben wurde der Teich Anfang der 1930er Jahre“, weiß er. Eigentlich als Löschteich, „benutzt werden musste er nie.“ Schwimmen und Bootfahren im Sommer, Schlittschuhlaufen im Winter: Für die Anwohner wurde das Gewässer zu einem wunderbaren Freizeitort – gerade zu der Zeit, als die Zeche still lag. „Mitte der 1950er Jahre versiegte die Quelle, der Teich wurde mit Hausmüll verfüllt und mit Pappeln bepflanzt“, so der Heimatforscher. Er selbst habe damals als Jugendlicher mitgeholfen, vorab die Karpfen abzufischen.
Drei Bücher verfasst
Drei Bücher hat Ulrich Müter über die Vergangenheit Rapens verfasst. Das ist lange her. Inzwischen stellt er seinen Wissensschatz über Oer-Erkenschwick und Umgebung auf einer Webseite zur Verfügung. „Das Medium der Zukunft ist das Internet“, betont er, „da möchte ich mit meinen Texten zu finden sein.“ Persönliche Begegnung bedeutet Ulrich Müter nach wie vor viel. Seit langem ist er Mitglied der Rapener Schützen und in der Kolping-Familie aktiv. „Natürlich tauschen wir auch Erinnerungen aus“, erzählt er. Viel wichtiger aber: „Bei unseren Treffen zählt das Hier und Jetzt, es geht um’s pralle Leben!“