Zum Inhalt springen
Zwischen Neon und Nekromantik
Fotos: Christian Ripkens/Florian Berwanger

Zwischen Neon und Nekromantik

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Karoline Jankowski

Was in den Neunzigern drei kybernetische Katzen waren, die eine Pizzeria leiteten, ist heute eine vierköpfige Metalcore-Band aus dem Vest: die Samurai Pizza Cats.

Der aktive Konsument des Genres denkt bei Kreis Recklinghausen, Metalcore und dem Faible für scharfsinnige Bandnamen vermutlich instinktiv an Electric Callboy. Völlig falsch ist die Assoziation nicht, denn Electric Callboy Gitarrist Daniel ist Gründungsmitglied der Samurai Pizza Cats.

Erlesene Vielfalt

Für alle genrefremden Leserinnen und Leser dieses Beitrags, hier eine kurze Einordnung: Metal. Iron Maiden, Metallica, Motörhead. Gleichzusetzen mit der klassischen, Glückseligkeit bringenden Pizza Diavolo. Ein paar genüssliche Bisse, ein wohliges Sättigungsgefühl. Danach ein Bier und ein Nickerchen. Eine runde Angelegenheit. Metalcore dagegen, ist die karamellisierte Walnuss auf der Ziegenfrischkäse-Pizza. Nicht konform mit gängigen Mustern. Dafür facettenreicher, nuancierter und deskriptiver. Oder um es soundtechnisch in den Worten von Bassist Stefan zu sagen: „Wir sind schon brachialer als der typische Kutten-Metal. Wir wollen überrumpeln“. Und Kutten findet man an den Körpern der vier Musiker bei Weitem nicht. Stattdessen: Oligarche Fellmäntel an dämonischer Eminenz, moderner Neon-Armada-Chic oder feinster Gore in Form eines Donnie-Darko-Häschens. Der Soundtrack des Alptraums, nach Blick auf die Nebenkostenabrechnung also? Keineswegs.

Können alles tragen: Die Samurai Pizza Cats treten im nächsten Jahr auf dem dicken "Full Force"-Festival auf. 

Nonkonformismus wird großgeschrieben

„Der Sound ist irgendwo auch immer von der eigenen emotionalen Ausstattung geprägt. Momentan bewegen wir uns lyrisch und visuell im Horrorthema. Wir machen aber keinen mustergültigen Core“, erklärt Sebastian, der Mann am Mikro. In kosmischer Neo-Noir Manier hämmern sich die Samurai Pizza Cats durch die Partitur der Emotionen. Tracks wie „You’re Hellcome“ oder „Freakshow“ fordern geballte Fäuste und zornigen Blick. „Alpha“ fungiert da schon eher als Uptempo-Nummer und nicht zuletzt der Rap-Part von Nina Chartier zeigt, dass die Samurai Pizza Cats die Yingund- Yang-Torpedos der (nicht nur) vestischen Musiklandschaft sind. Manchmal die Melodie drohenden Jubels. Ohne Schreie, ohne Klatschen, bloß grollendes Gehämmer. Manchmal, wie ein verrückter Klamottentausch mit Hella von Sinnen. Quasi ein musikalischer Chemiebaukasten, der stets kurz vor der Explosion steht. Eine Frage muss aber geklärt werden: Wo in Recklinghausen gibt es die beste Pizza? „Ganz klar, bei Bella Vista in Suderwich!“, sagt Stefan.

Info

Instagram: @samuraipizzacats
Kontakt: hc@contrapromotion.de

Artikel teilen:

Mehr aus Ihrem Vest: